Ich sehe Dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt

Wunderbare Marienbilder

(Fortsetzung, Teil 2) Es gibt nicht nur Orte, wo Maria selbst erschien, sondern auch wunderbare Bilder, an denen besondere Zeichen der Gnade überliefert sind. Deshalb stellen wir hier einige berühmte Marienbilder vor, die wegen der an ihnen offenbarten Gnadenzeichen vielen Menschen besonders lieb geworden und manchmal sogar durch einen kirchlichen Gedenktag hervorgehoben sind.

Maria von der Immerwährenden Hilfe (Fest: 27. Juni)
Man feiert bald das 150-Jahr-Jubliäum: 1866 wurde durch eine besondere Fügung ein Marienbild wieder der öffentlichen Verehrung zugänglich, dem schon seit alter Zeit vom gläubigen Volk der Titel „Mutter von der Immerwährenden Hilfe“ gegeben worden war. Ein Bild Mariens, das man heute auf der ganzen Welt kennt und hoch verehrt. Ein Bild, das auch früher schon Jahrhunderte lang verehrt wurde, das aber auch wiederholt Jahrzehnte lang aus der Öffentlichkeit verschwunden war und deswegen schon beinahe der Vergessenheit anheim gefallen wäre. Heute findet man dieses Bild in Europa wie in Übersee, in armen Kirchen oder Kapellen auf entlegenen Inseln wie in großen Kathedralen oder Wallfahrtsorten.
Viel besuchte Orte der Verehrung der Mutter von der Immerwährenden Hilfe finden sich in Baclaran (Philippinen), in Belen (Brasilien), in Mumbai (Indien) oder Singapur. Auf Haiti wird die Mutter von der Immerwährenden Hilfe sogar als Landespatronin verehrt. Unter diesem Titel ist Maria auch Patronin unserer Ulmer Gemeinde.
Warum ist dieses Bild so weit verbreitet und bekannt? Woher kommt es und wie kam es zu seinem Namen?
Man sieht schon beim ersten Blick, dass dieses Marienbild eher Mariendarstellungen (Ikonen) aus der Ostkirche als den westlichen Bildern von Maria ähnelt. Dass es aus dem Osten kommt, zeigen auch die Buchstaben, die das Bild nach Art der Ikonen umgeben. Trotzdem wird Maria in diesem Bild vor allem auch im „westlich“ geprägten Teil der Christenheit so gerne und häufig angerufen und verehrt! Warum?
Das Bild soll im 15. Jahrhundert von einem Kaufmann von der Insel Kreta (damals eine venezianische Kolonie) mit dem Schiff nach Rom gebracht worden sein. Es gibt Berichte, die erzählen, dass das Bild ursprünglich in Konstantinopel (heute Istanbul) als Nachbildung eines Gemäldes des heiligen Lukas verehrt worden sei, bis diese Stadt 1453 von den Osmanen erobert worden ist. Das Original oder eine Kopie davon habe aber vor den Muslimen in Sicherheit gebracht werden können.
Der Kaufmann habe das Bild, das schon damals als Gnadenbild bekannt war, dann von Kreta aus mitgenommen, sei aber bei der Überfahrt in einen schweren Sturm geraten. Doch schon da habe Maria ihre wunderbare Hilfe gezeigt. Als alle auf dem Schiff schon die Hoffnung fahren ließen, habe der Mann dieses Bild Mariens hochgehalten und sie um ihren Schutz angerufen. Wunderbarerweise soll daraufhin der Sturm sofort nachgelassen und die Wasser sich wieder beruhigt haben.
In Rom soll der Kaufmann dann aber schwer krank geworden sein und auf dem Sterbebett einen Freund gebeten haben, das Bild in eine Kirche zu bringen, damit es wieder öffentlich verehrt werden könne. Doch die Frau dieses Freundes habe großen Gefallen daran gefunden und es bei sich zu Hause behalten.
Maria habe diesen Mann deswegen wiederholt ermahnt, da ihr Bild ja gerettet worden war, damit die Menschen auch öffentlich davor beten könnten. Doch erst, als sie nach seinem Tod auch seiner erst sechsjährigen Tochter erschien und darum bat, dass ihr Bild in die St. Matthäuskirche zwischen der Lateranbasilika und der Basilika Santa Maria Maggiore gebracht werden solle, wurde es 1499 der damals dort befindlichen Kirche in der Via Merulana übergeben, die gegenüber der heutigen St. Annakirche lag, und dort am 27. März 1499 über dem Hochaltar angebracht.
Das römische Volk liebte und ehrte das neue Marienbild bald sehr, und nachdem dort auch etliche Wunder geschehen waren, wurde es als Bildnis Mariens „von der Immerwährenden Hilfe“ drei Jahrhunderte lang in dieser Kirche von vielen angerufen und besucht.
Von 1739 bis 1798 verwalteten diese Sankt Matthäuskirche aus Irland vertriebene Augustiner-Eremiten, die dort in ihrem Kloster auch ihren Nachwuchs für die römische Ordensprovinz ausbildeten. Im Jahr 1798 jedoch fielen französische Truppen in Rom ein und machten 30 Kirchen dem Erdboden gleich, darunter auch die damals schon etwas baufällige St. Matthäuskirche.
Damals wurde übrigens auch in Rom nach dem Vorbild der Französischen Revolution die Republik ausgerufen. Papst Pius VI. wurde für abgesetzt erklärt und nach Siena verbannt, schließlich nach Valence in Südfrankreich verschleppt, wo er im Sommer 1799 verstarb. (Da er der erste Papst seit langer Zeit gewesen war, der Rom verlassen hatte – er war auch 1782 schon nach Wien geeilt, um Kaiser Joseph II. davon abzubringen, Rechte und Freiheit der Kirche zu beschneiden -, kam auch die lange eher vergessene, so genannte „Papstweissagung des Malachias“ wieder ins Gespräch, die an Stelle von Pius VI. von einem „Peregrinus Apostolicus“ spricht, einem apostolischen Pilger oder Wanderer.)
Mit dem Tod des Papstes in französischer Gefangenschaft am 29. August 1799 glaubten viele die katholische Kirche schon am Ende. Papsttum und Rom in den Händen einer kirchenfeindlichen französischen Republik! Wie könnte jetzt noch ein Nachfolger des heiligen Petrus gewählt werden? Wie und wo sollte unter diesen Bedingungen eine Wahl in freier Weise noch möglich sein? - Der liebe Gott half Seiner Kirche aber auch in dieser Krise: Im März 1800 konnte unter dem Schutz Österreichs in Venedig das Konklave zusammentreten und Papst Pius VII. wählen. Dieser konnte zwar kurze Zeit später wieder nach Rom zurückkehren, aber auch er geriet bald in die Gefangenschaft Napoleons (1809). Erst am 24. Mai 1814 konnte Papst Pius VII. schließlich im Jubel des Volkes nach Rom zurückkehren, nachdem die ganze katholische Kirche vor allem Maria um Hilfe für die Christenheit angefleht hatte. Zum Dank dafür setzte er damals vor 200 Jahren deshalb für diesen Tag das Fest „Maria, Hilfe der Christen“ ein, das - wie das Fest der Immerwährenden Hilfe am 27. Juni - Maria als Fürsprecherin und Mutter aller ihrer Kinder besonders verehrt und verherrlicht.
Die Augustiner nahmen nach der Zerstörung der St. Matthäuskirche das Bild von der „Immerwährenden Hilfe“ zunächst mit nach Sant’Eusebio. 1819 fanden sie bei der heute ebenfalls nicht mehr bestehenden Kirche Santa Maria in Posterula jenseits des Tiber ein neues Zuhause. In dieser Kirche aber befand sich schon das Bild der „Jungfrau der Gnade“, weshalb sie ihr mitgebrachtes Bild in der Hauskapelle des Klosters aufstellten.
Damit war es aber den Augen der Öffentlichkeit entzogen und drohte langsam auch in Vergessenheit zu geraten. Ein junger Ministrant, Michael Marchi, wurde in dieser Hauskapelle von dem schon alten, ihm damals befreundeten Bruder Augustin Orsetti, der 1853 mit 86 Jahren verstarb, auf dieses Bild besonders aufmerksam gemacht. Viele Jahre später schrieb er:
"Dieser gute Bruder pflegte mir besonders während der Jahre 1850 und 1851 mit geheimnisvoller und besorgter Miene genau die folgenden Worte zu sagen: ‚Sorge dafür, dass das Bild der Jungfrau von St. Matthäus immer oben in der Kapelle ist; vergiss es nie ... verstehst du? Es ist ein wundertätiges Bild'. Damals war der Bruder schon fast ganz blind... Was ich über das ehrwürdige Bild der ‚Jungfrau von St. Matthäus', auch ‚Immerwährende Hilfe' genannt, sagen kann, ist, dass ich es seit meiner Kindheit bis zu meinem Eintritt in die Kongregation (der Redemptoristen) immer über dem Altar der Hauskapelle der Augustinerpatres der irischen Provinz in Maria in Posterula gesehen habe ... Es gab keine Verehrung, keinen Schmuck, nicht einmal ein Licht, das seine Anwesenheit angezeigt hätte ... Es blieb dort, bedeckt mit Staub und praktisch unbeachtet. Viele Male habe ich dort ministriert und mit großer Aufmerksamkeit hinaufgestarrt."
Im Januar 1855 kaufte der Orden der Redemptoristen die „Villa Caserta“ in der Via Merulana in Rom, um hier das neue Generalatshaus ihrer damals schon über Westeuropa und Nordamerika verbreiteten Kongregation zu schaffen. Auch der Bau einer neuen Kirche zu Ehren des Allerheiligsten Erlösers und des heiligen Alphons von Liguori, des Gründers der Redemptoristen, wurde deshalb dort in Angriff genommen.
Kaum jemand dachte in Rom dabei noch an das einstmals hier hoch verehrte Gnadenbild. Erst als der berühmte Jesuit Francesco Blosi am 7. Februar 1863 in einer Predigt über eine Marienikone sprach, die einst in Rom in der Kirche des heiligen Matthäus in der Via Merulana als „Jungfrau von der Immerwährenden Hilfe“ hoch verehrt und angerufen worden sei, wurde besonders bei den Redemptoristen, deren neues Haus ja in der besagten Via Merruana stand, Aufmerksamkeit und Interesse geweckt.
Ihr Chronist fand schließlich beim Studium einiger Autoren, die über römische Altertümer geschrieben hatten, Hinweise auf die Existenz und den ehemaligen Ort der Kirche des hl. Matthäus. Den Redemptoristen wurde bewusst, dass diese in den Urkunden erwähnte Kirche einst im Gartenbereich ihrer Kommunität gestanden hatte, und dass die erwähnte alte Muttergottesikone, die sich wegen ihrer Wundertaten großer Verehrung und großen Ruhmes erfreut hatte, genau hier auf ihrem Grundstück einst viel besucht und verehrt worden war.
Die Freude über diese Fügung war groß, man fragte sich nur, wo dieses Bild denn geblieben sein könnte. Da erinnerte sich P. Michael Marchi, der Ministrant von damals, der 1855 bei den Redemptoristen eingetreten war, und zwar im neuen Haus in der Via Merulana, das für das Noviziat eingerichtet worden war, wieder an das, was ihm früher der alte Bruder Augustin über das Bild „von der Immerwährenden Hilfe“ aus der ehemaligen Kirche Sankt Matthäus so dringend ans Herz gelegt hatte. Er berichtete seinen jetzigen Ordensbrüdern, dass er wisse, wo sich dieses Bild der Gottesmutter befinde, vor dem er in seiner Jugend so oft gebetet hatte.
Darauf hin schrieb der Generalobere der Redemptoristen an den Papst und bat darum, das Gnadenbild wieder an seinen ursprünglichen Verehrungsort zurückbringen zu dürfen. Papst Pius IX. antwortete eigenhändig auf der Rückseite der Bittschrift:
„11. Dezember 1865: Der Kardinalpräfekt der Propaganda wird den Oberen der Kommunität Santa Maria in Posterula zu sich bitten und ihm mitteilen, dass es Unser Wunsch ist, dass das Bild der heiligen Maria, auf das sich diese Bittschrift bezieht, wieder zwischen der Lateranbasilika und Santa Maria Maggiore aufgestellt wird; die Redemptoristen sollen es durch ein anderes gleichwertiges Bild ersetzen."
Gegen „Schadenersatz“ konnte so das wundertätige Bild an seinen ursprünglichen Ort der Verehrung zurückgebracht werden. Im Januar 1866 gingen die Patres Michael Marchi und Ernst Bresciani nach Santa Maria in Posterula, um das Gnadenbild aus den Händen der Augustinereremiten in Empfang zu nehmen. 1867 wurde das Bild dann auch noch mit einer Krone versehen.
Papst Pius IX. soll dem Generaloberen der Redemptoristen damals aufgetragen haben: "Sorgen Sie dafür, dass die Mutter von der Immerwährenden Hilfe auf der ganzen Welt bekannt wird." Die Redemptoristen sind dieser Bitte gern und fleißig nachgekommen. Und so findet man das Bild praktisch überall, wo Redemptoristen einmal gewirkt haben. Auch auf Haiti, wo Maria von der Immerwährenden Hilfe als Landespatronin gilt, waren es Redemptoristen-Missionare, die dieses Bild und diese Anrufung Mariens aus Rom mitbrachten und bekannt machten.
Dieser Orden vom allerheiligsten Erlöser (lateinisch: Redemptor) wurde vom heiligen Alphons von Liguori (1696 – 1787) gegründet, um vor allem den Armen und Verlassenen Christus zu verkünden und die Gnade der Erlösung in den Sakramenten zu bringen. Die Marienverehrung und die Betrachtung des Leidens Christi sind daher wesentliche Elemente dieses Ordens. Ihr Ordenswappen zeigt daher neben dem Kreuz die Werkzeuge der Erlösung die Abkürzung der Namen Jesus und Maria.
Überraschenderweise entdeckten die Redemptoristen ganz ähnliche Darstellungen und Zeichen 130 Jahre später auch auf dem von ihnen wiederentdeckten Marienbild! Kein Wunder, dass sie darin einen besonderen Fingerzeig Gottes wahrnahmen! Das Bild enthält deutliche Anklänge an ihre eigene Spiritualität, die letztlich die Spiritualität des Christentums überhaupt widerspiegelt.
Auf dem Bild steht die griechische Abkürzung IS XS neben dem Haupt des Jesuskindes für „Jesus Christus“, und über Maria finden sich die griechischen Buchstaben MR QU für „Meter Theou“, was „Mutter Gottes“ bedeutet. Abkürzungen für „Jesus“ und „Maria“ findet man gleichfalls auch im Wappen der Redemptoristen neben dem Kreuz.
Links und rechts neben Mutter und Kind schweben im Bild zwei kleine Engelsfiguren, deren Namen auch mit Abkürzungen angedeutet sind: links im grünen Gewand sieht man den Erzengel Michael mit den Leidenswerkzeugen Lanze und Schwamm, die sich ebenfalls auch im Wappen der Redemptoristen finden, rechts im roten Gewand den Erzengel Gabriel mit den Nägeln und mit dem Kreuz in der Hand, das auch im Zentrum des Wappens des Redemptoristenordens steht.
Der heilige Erzengel Gabriel, der die Botschaft der Menschwerdung Jesu Christi an die Jungfrau Maria überbracht hat, verkündet hier dem Kind, das den Kopf zu ihm umwendet, die Marter des Kreuzes, Michael, der Kämpfer in den Schlachtreihen Gottes, hält die Werkzeuge der Henker empor wie Zeichen des Sieges am Kreuz, an dem Christus für uns sterbend die Mächte der Finsternis bezwungen hat.
Jesus, klein und leicht wie ein ganz kleines Kind auf der Hand Seiner Mutter ruhend, zeigt auf dem Bild schon die Haltung und die Züge eines weit größeren Knaben, der sich schon sehr bewusst nach dem Kreuz hin umwendet und die ihm bevorstehende Prüfung mit all ihren Schrecken zu erwägen scheint. In dieser Situation hat das Kind beide Hände in die Hand der Mutter gelegt, wie um sich festzuhalten bei diesem Anblick der künftigen Gefahr. Dies zeigt uns, dass auch wir uns in ähnlicher Situation so an die Mutter Gottes wenden dürfen und können! Sie erwartet uns mit der Liebe, mit der sie auch ihr göttliches Kind umfängt. Wir erkennen, dass dieses Kind erschrickt und leidet im Anblick dieser Ankündigung seines künftigen Leidens, dass es ganz Mensch ist wie wir. Eine Sandale scheint es dabei fast zu verlieren, ein Zeichen, wie sehr es die Ankündigung des Leidens bewegt hat.
Das Kind ruht aber trotz dieser Gefahr vertrauensvoll auf dem Arm seiner Mutter, und Maria blickt still und im Geist versunken mit einem Ausdruck der inneren Verbindung mit Jesus, ihre Hand nahe am Herzen, auf den Betrachter, und zeigt, dass sie offen ist für jedes Wort, das an ihr Ohr gebracht wird, immer bereit, bei ihrem göttlichen Kind für uns Fürsprache einzulegen.
Sie hält das Kind fest und ruhig in ihren Armen. Jesus, von dem Johannes der Täufer, der größte der Propheten im Alten Testament (vgl. Mt.11,11) gesagt hat, dass er nicht würdig sei, Ihm die Schuhriemen zu lösen (vgl. Lk.3,16), hat sich Maria für diese kleinen Ehren-Dienste auserwählt und hat sich als kleines und unmündiges Kind ganz ihren Händen anvertraut, die Ihm unzählige Male nicht nur die Schuhriemen gebunden und gelöst haben, sondern in allem liebevoll und unermüdlich ganz für Sein Wohl gesorgt und gearbeitet haben. Dieser Mutterliebe hat Jesus sterbend am Kreuz deswegen auch Seinen Jüngern anvertraut.
Der goldene Hintergrund ist ein Zeichen der übernatürlichen Herrlichkeit des Himmels und verkörpert in der Ikonenmalerei das absolute, ungeschaffene göttliche Licht. Jede Ikone ist so eine Darstellung der aus dem Himmel hervor tretenden Heiligengestalten. Der blaue Mantel deutet Mariens Jungfräulichkeit an, ihr rotes Kleid ist Zeichen ihrer Mutterschaft. Zugleich ist Rot auch immer ein königliches Gewand, da Purpur in der Antike unvorstellbar teuer war. Das Jesuskind trägt einen goldenen Mantel und einen roten Gürtel als Ausdruck Seiner göttlichen Hoheit. Zugleich deutet das Rot auch schon das Leiden an. Die grün-blauen Farben im Kleid des Jesuskindes sind Farben der Schöpfung und weisen auf Jesu Kommen in unsere Welt in wahrer Menschengestalt hin.
Ikonen haben keinen räumlichen Fluchtpunkt, auf den hin alles bezogen ist wie andere Gemälde. Das hängt nicht damit zusammen, dass Ikonenmaler die räumliche Darstellung nicht kennen, sondern es rührt daher, dass die Darstellung des Heiligen nicht auf einen irdischen Punkt hin bezogen ist, sondern dass umgekehrt aus unserer irdischen Welt ein Blick in die göttliche und himmlische Welt geworfen werden soll.
Und so ist auch der Blick Mariens auf uns, die wir sie in diesem Bild verehren, ein Blick vom Himmel auf uns in unserer irdischen Welt herab. Das Kreuz, auf welches die Engel hinweisen, zeigt uns, dass Jesus alles Leid mit uns getragen hat und unsere Schuld durch Sein Leiden für uns gesühnt hat, dass wir nicht allein stehen, sondern in der Gnade der Erlösung alles Leid mit Jesus teilen können und dürfen. Maria hat all dieses Leid ihres Sohnes in ihrem Herzen mitgetragen und sie kennt auch all unsere Leiden, die wir vor ihr Angesicht tragen. Wie sich Jesus als Kind ihrer mütterlichen Sorge anvertraut, so dürfen auch wir unser Herz öffnen, damit Jesus, unser Erlöser, uns Kraft und Mut zum Ertragen aller Widrigkeiten schenke.
Auch wir erschrecken wie das Jesuskind in Seiner Menschheit vor dem Leiden, aber mit Ihm können und dürfen auch wir vertrauensvoll um Hilfe von oben flehen, selbst wenn wir das Leid nicht immer verstehen und nur mit Jesus sagen können: „Nicht wie ich will, sondern wie Du willst! Herr, Dein Wille geschehe!“ (vgl. Mt.26,39.42).
Auch wenn das christliche Leben so immer ein Kampf ist und auch wenn wir mit Jesus manches Kreuz zu tragen haben, so ist ein wahrhaft christliches Leben doch in diesem Sinn immer auch Gnade und Freude. Wenn wir zu Maria kommen und ihr unsere Not anempfehlen, wird sie uns auch dafür das rechte Verständnis wecken.
Möge Maria mit ihrem göttlichen Sohn uns besonders in dieser schweren Zeit der Kirche zu Hilfe eilen. Darum beten wir heute, auch vor diesem ihrem Bild, das die Erinnerung an ihre immerwährende Hilfe zu allen Zeiten und in allen Anliegen, besonders den übernatürlichen, wachhält.
Maria, die Hilfe der Christen, die Mutter von der Immerwährenden Hilfe, wird auch unsere Gebete vor ihren Sohn tragen, der uns errettet hat aus Sünde und Tod und auch Seine Kirche in allem Leid in dieser Zeit nicht verlassen, sondern in vollendeter Weisheit und Güte zur ewigen Herrlichkeit führen und begleiten wird!

Thomas Ehrenberger

Gebet zur Mutter von der Immerwährenden Hilfe

Jungfrau, Mutter Gottes mein!
Lass mich ganz Dein eigen sein!
Dein im Leben und im Tod,
Dein in Unglück, Angst und Not,
Dein in Kreuz und bittrem Leid,
Dein für Zeit und Ewigkeit!
Jungfrau, Mutter Gottes mein!

Lass mich ganz Dein eigen sein!
Mutter, auf Dich hoff und baue ich!
Mutter, zu Dir ruf und seufze ich!
Mutter, du Gütigste! Steh mir bei!
Mutter, du Mächtigste! Schutz mir verleih!
O Mutter, so komm, hilf beten mir!
O Mutter, so komm, hilf streiten mir!
O Mutter, so komm, hilf leiden mir!
O Mutter, so komm und bleib bei mir!

Du kannst mir ja helfen, o Mächtigste!
Du willst mir ja helfen, o Gütigste!
Du musst mir ja helfen, o Treueste,
und wirst mir auch helfen, Barmherzigste!
Oh Mutter der Gnade! Der Christen Hort,
Du Zuflucht der Sünder, des Heiles Pfort
Du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier,
Du Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier,

Wer hat je umsonst Deine Hilf angefleht?
Wann hast Du vergessen ein kindlich Gebet?
Drum ruf ich beharrlich in Kreuz und in Leid:
Maria hilft immer, sie hilft jederzeit!
Ich ruf voll Vertrauen in Leid und im Tod:
Maria hilft immer, in jeglicher Not!
So glaub ich und lebe und sterbe darauf:
Maria hilft mir in den Himmel hinauf!

Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz Dein eigen sein! Amen.

 

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